Baumriese geschlägert - Grüne fordern Baumschutz
Böses Erwachen aus dem Weihnachtsfrieden
Seit über hundert Jahren begrüßte der üppige Baum alle, die per Zug in Pörtschach ankamen. Vor dem Österreichischen Hof spendete sie Schatten in zunehmend heissen Sommern und trug zur Kurort-Atmosphäre bei. Doch am 27.12. röhrte die Säge. “Aufgebrachte Bürger:innen und Gäste schlugen Alarm, wir eilten hin,” berichtet Gabriele Hadl, Gemeinderätin der Grünen. “Doch es war nur mehr ein Haufen Holz und Sägespäne übrig.” Fotos aus den letzten Monaten zeigen einen sehr vitalen und blätterreichen Baum, mit einem mächtigen Umfang von über 7m.
Baumschutzanträge niedergestimmt
Der Baum stand auf Privatgrund. In Kärnten braucht man— im Unterschied zu anderen Bundesländern— keinen Bescheid oder Nachweis, dass eine Fällung unvermeidbar war. Doch, so Hadl: “Machtlos ist die Gemeinde nicht. Wir fordern seit Jahren Anreize, damit Grundbesitzer Bäume im Sinne des Gemeinwohls pflegen und bestmöglich erhalten. Ausserdem sollte die Gemeinde ein Vorbild sein. Mehr zu pflanzen als zu fällen wäre das Mindeste! Doch alle unsere diesbezüglichen Anträge wurden verschleppt oder niedergestimmt. Erst letzte Woche mussten wir wieder beantragen, dass unser Antrag zum Baumschutz vom Juni wenigstens diskutiert wird.”
Gemeinde fällt selbst gesunde Bäume
Gemeinderat Erich Göbel (Grüne) ortet mangelndes Problembewusstsein: “Mit Gemeindegrund sollten wir verantwortungsvoll und sorgsam sein, und mit gutem Beispiel vorangehen. Doch im Gegenteil: Für die Presse posiert man zwar gerne mit neu gepflanzten Bäumen im Ortskern, lässt sie dann aber vor sich hin kümmern, wie am Bahnhofplatz. Und anderswo wird auf Gemeindegrund eifrig geschlägert. Entlang des Buberlemooses veranlasste die Gemeinde Kahlschlag ohne Nachpflanzung. Die Eschenallee ist jetzt eschenlos! Gesunde Bäume auf der Niederen Gloriette, einem ehemaligen Natura-2000 Gebiet, wurden mit ein paar angeblich kranken gleich mitgeschlägert. Das förderten wir durch hartnäckige Anfragen zu Tage.”
Baumschutz drängt
Hadl stimmt zu: “Die Leute sind zu Recht aufgebracht: Alles sorgt sich um den Regenwald, jede zweite Firma pflanzt Bäume in fernen Ländern, aber mitten im eigenen Ort wird fleissig gefällt? Ich erwarte, dass der Besitzer etwas nachpflanzt— als Touristiker profitiert er ja auch von einem attraktiven Ortsbild und davon, dass sein Gebäude vor Hitze und Kälte geschützt ist. Kärnten, das so von intakter Natur abhängig ist, sollte beim Baumschutz im ganz vorne dabei sein. Warum muss man das noch immer sagen? Die Aufregung zeigt: Bürger:innen erwarten sich einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, und zwar von allen Beteiligten.“