Neben Buberlemoos: „Betongold für den Vizebürgermeister“
Wieder gibt es Aufregung um ein Mega-Bauprojekt in Pörtschach. Bis jetzt stand das Buberlemoos mit der geplanten Lagune im Fokus. Dieses Projekt scheint durch Proteste vorerst gebremst. Doch einer der Besitzer hat noch weitere Projekte in Pörtschach. Bei einem davon ist Vizebürgermeister Klaus Köfer von der ÖVP Mit-Besitzer. Dieses Projekt geht zügig voran.
Durchpeitschen vor Gesetzesnovelle.
„Letzte Woche ließ die Bürgermeisterin in der Gemeinderatssitzung plötzlich die Beauftragung eines Teilbebauungsplans für eine Wohnanlage auf die Tagesordnung setzen“, berichtet Gabriele Hadl, Gemeinderätin der Grünen Pörtschach. „Es gab keine Akteneinsicht, doch SPÖ und ÖVP, die zusammen eine Zwei-Drittel-Mehrheit haben, stimmten dafür. Jetzt stellt sich heraus: Der Plan war schon vor Monaten in Auftrag gegeben worden. Noch im Dezember soll er als Verordnung mit automatischer Umwidmung vom Gemeinderat beschlossen werden. Das novellierte Kärntner Raumordnungsgesetz tritt am 1.1. in Kraft. Offenbar will man das Projekt davor durchpeitschen.“
„Wir haben 45ha freies Bauland. Und eine SPÖ-nahe Genossenschaft fand nur den Acker des VP-Vizebürgermeisters für ihre Anlage? Und der Prozess ist gespickt mit Ungereimtheiten?“, fragt Hadl. Sie weist darauf hin, dass der Wert des Grundstücks dadurch rund verzehnfacht wird.
Wohnbauförderung als Feigenblatt.
Befürworter:innen sagen, es seien ja geförderte Wohnungen mitgeplant, sowie eine Kindertagesstätte.
„Das ist ein Feigenblatt!“, ärgert sich Harald Papitsch, Gemeindegruppensprecher der Grünen: „Wenn geförderte Wohnungen wirklich das Ziel wären, würde man anders vorgehen. Welchen Anteil der bebauten Fläche werden denn geförderte Wohnungen? Wir warten seit gut einem Jahr auf die Antwort, doch offenbar maximal ein Drittel. Dafür wird unsere Landschaft zubetoniert? Es stinkt zum Himmel.“
Hadl stimmt zu: „Das Siegerprojekt des Architektur-Wettbewerbs hatte dem Vernehmen nach gar keine förderbaren Wohnungen. Und jetzt sollen Mietwohnungen und Kindertagesstätte direkt neben der Bahn sein, als lebende Lärmschutzwände für Seeblickwohnungen dahinter?“
Leerstand reduzieren.
„Dass Wohnen in Pörtschach zu teuer ist, ist unbestritten. Doch wild in die Wiese zu bauen hilft offenbar nicht: Trotz massivem Baubooms haben wir kaum neue Einwohner. Sogar Projekte von Genossenschaften verkommen zu Leerstandsgallerien. Die Gemeinde sollte dafür sorgen, dass existierende Wohnungen leistbar gemacht und bewohnt werden. Das fordern wir seit Jahren. In anderen Gemeinden setzt man Leerstandsmanagement ein. Bei uns wird die Wiese vom Vizebürgermeister umgewidmet“, kritisiert Hadl.
Wenn man jetzt mit der Bahn oder Rad durch Pörtschach fahre, habe man hier einen fantastischen Blick auf Wiesen, das Buberlemoos, den See und den Pyramidenkogel. „Das ist nicht nur Idylle, sondern ein Wirtschaftsfaktor: Leute kommen aus aller Welt um unsere Kulturlandschaft und den See zu genießen. Mit diesem Projekt schauen sie dann auf einen Erdwall mit Betonklötzen dahinter. Hier ist der Schaden für die Gemeinde grösser als der Nutzen”, so Hadl.
Bodenschutz fördern.
Ausufernde Umwidmung und der sorgenlose Umgang mit Boden ist nicht auf die Gemeinde Pörtschach beschränkt: „So etwas passiert leider in ganz Kärnten. Die Umwidmungshoheit der Bürgermeister:innen gehört endlich gezügelt. Die Gesetzesnovelle trägt da nichts bei. Wie sollen wir Ackerland erhalten und Klimaziele erreichen, solange Betongold so einfach zu verschenken ist?” fragt Olga Voglauer, Landessprecherin der Grünen Kärnten.
Der Teilbebauungsplan liegt bis 8.12. bei der Gemeinde zur Einsicht auf. Schriftliche Einwände müssen im Gemeinderat eingebracht werden. „In Sachen Landschaftsschutz, Naturschutz und Raumordnung gibt es viele Probleme, da sollten eigentlich alle mitreden dürfen”, so Hadl abschließend.